Süßigkeiten gehören bei mir seit jeher zu den Grundnahrungsmitteln. Ich erinnere mich daran, dass ich früher besonders unsere alle paar Wochen stattfindenden Großeinkäufe geliebt habe. Meine Mutter kaufte für gewöhnlich für unsere Familie ein, schleppte alles am „langen Arm“ oder schaukelte diverse Einkaufstaschen an ihrem Fahrradlenker oder im -körbchen nach Hause. Alle paar Wochen aber, wenn der Getränkevorrat zur Neige gegangen war, fuhren wir alle zusammen mit dem Auto zum Einkaufen. Das bedeutete, dass mein Vater mitfuhr – und das wiederum hieß, dass er jede Menge Süßigkeiten in den Einkaufswagen lud, ohne dass wir kindliches Theater dafür veranstalten mussten.

Süßigkeiten standen bei uns auch oft herum, so dass wir eigentlich einen recht ausgewogenen Umgang damit lernten. Nicht zu viel, aber auch kein generelles Verbot, das besonders bei Kinder ja gern mal ins Gegenteil umschlagen kann. Als ich dann meinen eigenen Haushalt hatte, hatte ich damit auch die unendliche Freiheit, das und so viel zu essen, wie ich wollte. Und das habe ich auch gründlich ausgenutzt. Irgendwie haben sich über die Jahre Gewohnheiten eingeschlichen, die mir in der letzten Zeit gar nicht mehr gefallen. Dass ich nach dem Mittagessen grundsätzlich etwas Süßes zum Nachtisch brauche. Dass ich heimlich in den Vorratsraum schleiche, wenn ich gestresst bin, und nasche. Dass ich mich nach einem anstrengenden Tag mit Zuckerzeug belohne. Wir sind schon als absolute Naschkatzen in der Verwandtschaft verschrien, so dass wir natürlich zu jedem Anlass bergeweise Süßigkeiten geschenkt bekommen. So stapeln sie sich in unserem Vorratsschrank. Die neuen kommen vorn rein, die alten vergammeln dahinter, weil wir das von vorn herausnehmen und essen, was wir sehen: Lifo – last in, first out. In den letzten Wochen hatte ich immer mehr das Gefühl, dass es so nicht weitergehen kann.

Bei dem heute so typisch gewordenen Herumsurfen im Internet habe ich das Clean-Eating-Ernährungskonzept entdeckt. Nichts industriell Verarbeitetes, nur Selbstgekochtes, 3 große, sowie 2-3 Zwischenmahlzeiten und dabei nicht hungern. Ist das nicht total verheißungsvoll? Bei dieser Suche bin ich auf Hannah Frey und ihre „Zuckerfrei – die 40 Tage – Challenge“ aufmerksam geworden. Sie ernährt sich nach dem Clean-Eating-Konzept, geht aber noch einen Schritt weiter. Um seine alten Gewohnheiten zu ändern, empfiehlt sie, zum Einstieg für 40 Tage komplett auf Zucker zu verzichten. In den ersten 30 Tagen sollen darüber hinaus stärkehaltiges Gemüse und Getreide gemieden werden, weil sich daraus bei der Verdauung sehr schnell Zucker bildet und dadurch das Bedürfnis nach mehr Zucker entsteht. Auch auch auf besonders süße Obstsorten, wie Bananen oder Weintrauben, soll man möglichst verzichten. In den letzten 10 Tagen der Challenge und auch darüber hinaus sind sie dann nicht nur erlaubt, sondern sogar empfohlen, schließlich enthalten Vollkorngetreide, Kartoffeln und Süßkartoffeln, Bananen und Co. besonders viele Vitamine und Mineralien.

Hannah Frey berichtet von vielen positiven Erfahrungen durch den Zuckerverzicht: reinere Haut, mehr Energie und Wohlbefinden, besserer Schlaf, dafür das eine oder andere verlorene Kilo Körpergewicht. Als ich das gelesen habe, fand ich das so verlockend. Es ließ mich aber auch zweifeln, ob ich als absolute Naschkatze in der Lage sein würde, 40 Tage lang auf Zucker zu verzichten. Nachdem ich mir Hannah Freys Buch mit dem Titel „Zuckerfrei – die 40-Tage-Challenge“ besorgt und „studiert“ hatte, erschien es mir einerseits ein Ding der Unmöglichkeit. Anderseits sind 40 Tage auch keine Ewigkeit. Die Fastenzeit habe ich bislang schon immer genutzt, um ungesunde Ernährungsgewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen und zu ändern. Allerdings noch nie derart radikal. Ich war der Meinung, nie und nimmer auf Süßigkeiten verzichten zu können. Ich habe mich dabei immer verglichen mit einem Raucher, der sich den blauen Dunst abgewöhnen will. Nein, komplett auf Süßigkeiten verzichten? Niemals! Dennoch ließen mir die verheißungsvollen Benefits, die Hannah verspricht, nicht los. Durch die virtuelle Begleitung auf Hannahs Blog „Projekt: Gesund leben“ (www.projekt-gesund-leben.de) sowie auf ihrem Instagram-Account bringt sie Gleichgesinnte zusammen, die sich gegenseitig motivieren. Das Prinzip der Zuckerfrei – Selbsthilfegruppe sozusagen.

Daher dachte ich mir, ich probiere es in diesem Jahr mal aus. Zwei Taktiken habe ich dabei im Vorfeld angewendet, um mir den Schritt zu erleichtern. Einerseits habe ich in Gesprächen dem einen oder anderen davon erzählt, damit ich nicht doch noch einen Rückzieher mache. Andererseits habe ich mir das Prinzip „Erst mal nur einen Tag“ vorgenommen. Erst mal nur einen Tag komplett verzichten, mal sehen, wie es klappt. Es ist ja nicht für immer. Nur heute. Und wenn es heute geklappt hat, dann klappt es morgen vielleicht auch. Mal sehen. Das wirkt nicht so bedrohlich, als wenn ich mir die 40 Tage im Ganzen vorstelle. Außerdem stehen nach 30 Tagen ja schon Erleichterungen an: Kartoffeln, Vollkornnudeln, Trockenfrüchte oder sogar selbst gebackener Kuchen gehören dann wieder mit auf dem Speiseplan. Also, einen Versuch ist es doch wert, dachte ich mir.

Ich habe versucht, mein Projekt Zuckerfrei so in unseren Familienspeiseplan einzufügen, dass die Jungs so wenig wie möglich davon spüren. Die Rezepte habe ich durch stärkehaltige Beilagen wie Kartoffeln oder Vollkornreis und -nudeln ergänzt.

Lediglich viereinhalb Tage habe ich tapfer durchgehalten. Habe den Versuchungen widerstanden: morgens zuckerfreies Müsli mit Joghurt und Beeren, mittags Gemüse und Fisch oder Fleisch, die Kartoffeln oder Nudeln ignorieren, nachmittags den Kindern einen kleinen Süßigkeitenteller zusammenstellen, abends Brot aus Buchweizenmehl. Am fünften Abend habe ich leider aufgegeben. Die positiven Verheißungen hatten sich (noch) nicht eingestellt – im Gegenteil. Ich war schlapp und müde, hatte Schwierigkeiten mit der Konzentration und eine geringere Leistungsfähigkeit.

Vielleicht ist ein Alleingang in einer fünfköpfigen Familie nicht die ideale Voraussetzung für eine solche Challenge. Vielleicht bin ich einfach noch immer nicht so weit, den Zucker komplett aus meinem Leben zu streichen. Vielleicht muss ich mich momentan einfach zu sehr um meine Kleinen kümmern und brauche dafür alle Kraft, die ich nicht noch in die „Zuckerabwehr“ stecken kann. Vielleicht.

Jedenfalls habe ich beschlossen, meinen Zuckerkonsum weiter zu reduzieren, ohne Druck. Einfach so, wie es gerade für mich möglich ist. Das tut sicher allen Familienmitglieder gut. Dennoch finde ich es schade, ich hätte gern zumindest so lange durchgehalten, bis sich die positiven Auswirkungen eingestellt hätten.

Wie sieht es mit eurem Zuckerkonsum aus? Ist bei euch alles im grünen Bereich oder würdet ihr auch gern weniger Süßes zu euch nehmen? Habt ihr vielleicht sogar schon mal versucht, auf Zucker zu verzichten? Und wenn ja, wie sind eure Erfahrungen damit?

Pippa