Das vergangene Wochenende habe ich mit meiner Familie am Meer verbracht. Die Nordsee liegt für uns fast vor der Haustür und die Tage auf der Insel bei traumhaftem Wetter haben uns so gut getan, dass wir uns vorgenommen haben, uns viel öfter eine solche Auszeit zu gönnen.

Während die Kinder glücklich waren, einfach nur am Strand zu buddeln, immer wieder Wasser zu holen, Sandmatsch herzustellen, Burgen zu bauen, wieder abzureißen und neu zu bauen, habe ich mir zwischendurch ein paar Minuten Zeit genommen. Für mich und das Meer, sozusagen.

Der Rest der Familie kam mich kurz besuchen, um zumindest ihre Füße ins kühle Nass zu stecken, doch mein Jüngster scheute davor zurück. Das Meer war ihm zu laut und die Wellen offenbar zu kraftvoll. Das, was mich so beeindruckte, machte ihm mit seinen zarten zwei Jahren Angst.

Wie symbolhaft, dachte ich. Das Meer wirkt so kraftvoll, so stark, so mächtig. Und doch sind wir Menschen, die wir weit draußen auf dem Meer allein kaum überleben könnten, durch schlechte Gewohnheiten, Nachlässigkeit oder sogar Ignoranz in der Lage, diesen wunderschönen Giganten namens Meer zu zerstören.

Und mir ging durch den Kopf, was mich seit etwa zwei Jahren beschäftigt. Dort am Strand mit Blick auf die Wellen holten mich diese Gedanken in einer Intensität ein, mit der ich nicht gerechnet hätte. Durch verschiedene Dokumentationen über die Zerstörung der Weltmeere, wie beispielsweise bei Quarks & Co. (Die Sendung ist leider derzeit nicht mehr in der Mediathek verfügbar.), sowie durch unterschiedliche Blogs, etwa von Jenni (www.mehralsgruenzeug.com) oder Shia (www.wastelandrebel.com) bin ich auf die Problematik von Plastikmüll aufmerksam geworden und wie er dazu führt, dass unsere Weltmeere zumüllen und Meerestiere mit vollem Magen verhungern, weil sie statt richtiger Nahrung Plastik zu sich genommen haben. Und nicht nur das, Überfischung und Übersäuerung der Meere führen ebenso dazu, dass der Lebensraum Meer in höchster Gefahr ist.

Als ich im Sand stand, die Schönheit des Wassers und des Strandes genießen durfte, habe ich mich selbst noch mal ermutigt, meine kleinen Schritte, die ich seit einiger Zeit gehe, durchzuhalten und weiter zu führen. In der letzten Zeit habe ich mich gefragt, ob diese Bemühungen überhaupt sinnvoll sind. Was macht es denn für einen Unterschied, ob ich meinen Käse in meiner eigenen Dose kaufe oder doch einfach den abgepackten nehme? Dass ich meine Haferflocken, Rosinen, Sonnblumenkerne, Nudeln, Spül- und Waschmittel verpackungsfrei einkaufe? Ob ich meine Milch und Säfte in Glasflaschen kaufe und Leitungswasser trinke? Ob ich für meine Brötchen einen Stoffbeutel zum Einkaufen mitnehme und mein Brot selbst backe? Dass ich mein Umfeld daran erinnere, mir bitte nichts in einer Plastiktüte zu geben? Dass ich sehr genau darüber nachdenke, wenn ich mir ein neues Kleidungsstück zuleg? Kann ich damit wirklich eine Veränderung herbei führen? Und ist es nicht überhaupt viel zu wenig? Müsste ich nicht ganz radikal den Konsum verweigern, nur noch das Nötigste zu mir nehmen und am besten auch auf das Verreisen ganz verzichten?

Fest steht, der Mensch ist mit seiner puren Existenz die größte Gefahr für die Umwelt. Naja, gut und schön, aber die menschliche Existenz möchte ich nun wirklich nicht komplett in Frage stellen. Ich bewundere die Arbeit und Lebensweise von zum Beispiel Béa Johnson (zerowastehome.com) oder Lauren Singer (trashisfortossers.com), die versuchen, ihren ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Sie sind ein großes Vorbild für mich. Trotzdem kann oder will ich mich noch nicht zu den radikalen Umstellungen durchringen, die ein Leben, völlig ohne Müll zu produzieren, mit sich bringt. Ich frage mich allerdings, ob das, was ich tue, ausreichend ist. Und ja, es gibt Dinge, die ich ganz einfach ändern kann, ohne dass sie mein Leben radikal auf den Kopf stellen. Das Auto, so oft es geht, stehen lassen und mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen. Das fällt mir nicht besonders schwer, da ich ohnehin gern Fahrrad fahre. Doch den kleinen Umweg in den Bioladen zu machen, wo ich das Obst und Gemüse und viele andere Lebensmittel verpackungsfrei bekomme, statt die verpackte Bio-Gurke im Supermarkt zu kaufen, weil es jetzt gerade bequemer ist. Noch bewusster auszuwählen, was ich konsumiere und noch mehr darauf zu achten, dass keine Lebensmittel schlecht werden, sondern sie rechtzeitig zu essen, zu verarbeiten oder sie einzufrieren.

Und dann kam mir noch ein Gedanke: Sind wir Menschen nicht auch manchmal wie das Meer? Wir erscheinen so kraftvoll und stark, manche von uns sogar laut. Und doch, wenn viele vermeintliche Kleinigkeiten zusammen kommen, dann kann uns das aus dem Gleichgewicht bringen. Manchmal sind es sogar gerade die besonders stabil Erscheinenden, die sich als die Fragilsten herausstellen. Warum glauben viele, andere Menschen müssten, ebenso wie das Meer, bestimmte Dinge einfach aushalten? Ich möchte jetzt keine Diskussion über Gutmenschentum vom Zaun brechen. Ich meine nur, bestimmte Verhaltensweisen und Umgangsformen würden schon ausreichen, das Leben von anderen und damit auch uns selbst angenehmer zu machen. In der letzten Zeit ist mir aufgefallen, dass ich schon froh bin, wenn ich beim Einkaufen, Erledigungen bei einer Behörde, bei Handwerkern oder anderen Menschen, mit denen ich zu tun habe, nicht angemotzt werde. Vom Umgang, wie er leider zu oft in Social Media stattfindet, ganz zu schweigen. Wie schön ist es dagegen, wenn Menschen freundlich, höflich und hilfsbereit miteinander umgehen.

Vielleicht magst du dich ja meinen Gedanken anschließen. Lass uns gemeinsam ein wenig mehr den Fokus darauf legen, wie wir leben und wie wir leben wollen. Wie wir mit unserer Umwelt und unseren Mitmenschen umgehen. Ich habe da kein Patentrezept und bin schon gar nicht perfekt, sondern eher auf der Suche. Auch ich kann und will nicht alleine die Welt retten. Außerdem setzt jeder seine eigenen Prioritäten und zieht unterschiedliche Schlüsse, was gut und richtig sein könnte. Was ich aber tun kann, ist, mir dies bewusst zu machen und bei mir selbst anzufangen, ohne andere zu beurteilen. Ich kann nur mein eigenes Leben verändern. Und vielleicht kann ich dir einen kleinen Denkanstoß geben und wir machen uns gemeinsam – wieder neu – auf den Weg.

Und wenn du die Möglichkeit hast, gehe hinaus ans Meer, in die Berge, in den Wald, zum nächstgelegenen See oder einfach nur in den Garten oder Park. Atme tief ein, genieße die Luft, die Sonne, die Natur. Zieh die Schuhe aus, schließe die Augen und lass es einfach für einen Moment auf dich wirken.

Alles Liebe,

Pippa