Der November gehört für mich zu den am meisten unterschätzten Monaten des Jahres. Für einige ist es ein trauriger Monat, bei dem es, nicht zuletzt durch die Feiertage Allerheiligen/Allerseelen sowie Volkstrauertag und Totensonntag, in erster Linie um Tod geht. Ein typisch-tristes Novemberwetter tut meistens sein Übriges für eine trübe Stimmung. Für andere ist das Gegenteil der Fall. Spätestens im November fällt für einige schon der Startschuss für Plätzchenbacken, Weihnachtsdekoration und „Last Christmas“.

Ich dagegen liebe den November – um seiner selbst Willen. In diesem Jahr war das Wetter noch Mitte Oktober spätsommerlich, so dass es im November endlich den von vielen lange ersehnten Kälteeinbruch gab. An vielen Tagen war es sogar sonnig dazu, trübes Novemberwetter also eher Fehlanzeige. Wobei ich selbst das sehr schätze: morgens ist es trüb und nebelig, es wird wieder Zeit für kuschlige Pullis und die Winterjacke. Wenn ich zurück ins Haus komme, empfängt mich kuschelige Wärme und es wird Zeit für eine heiße Tasse Tee bei Kerzenschein. Punkt. Und da sind wir auch schon bei den Besonderheiten des November. Ich genehmige mir vor der Adventszeit nur wenig Weihnachtsgebäck. Zwar habe ich mit den Kindern schon ein paar Kekse, Weckmänner zu St. Martin und Lebkuchenherzen gebacken. Letztere gibt es aber auch auf jedem Jahrmarkt, also nichts spezifisch Weihnachtliches. Dazu gibt es für uns neben St. Martin, das wir nicht nur der Kinder wegen sehr gern feiern, auch noch andere Fest- und Gedenktage, die wir auch im November losgelöst von einem vorzeitigen Adventsbeginn genießen wollen. Ich habe manchmal den Eindruck, je früher der Advent in Geschäften und Medien startet, desto mehr versuche ich, ihn wirklich erst mit dem 1. Dezember beginnen zu lassen. Alles hat seine Zeit, oder?

Versteht mich nicht falsch, jeder möge es so halten, wie er es möchte. Es liegt mir fern, eine rechtzeitige Weihnachtsvorbereitung zu verteufeln oder jemanden zu verurteilen, der bereits sein ganzes Haus weihnachtlich gestaltet hat, oder ähnliches. Alles auf den letzten Drücker zu machen ist bekanntlich auch nicht entspannt.

Letztes Herbstlaub hängt noch am Baum. Noch kein Winter…

Früher war es jedoch üblich, dass der Advent mit seinen Weihnachtsmärkten, Dekorationen und Leckereien nicht vor dem Totensonntag begann. Das gefällt mir. Ich bin nicht der Grinch, auch ich freue mich auf die Advents- und Weihnachtszeit. Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat mich allerdings gelehrt, dass der Advent stressig ist und für mich in erste Linie aus Abwehr besteht: zu viele Süßigkeiten, zu viele Termine, zu viele Geschenke, zu viele Bazillen. Auch deshalb möchte ich die Adventszeit nicht zu früh beginnen lassen. Kerzenschein und Gemütlichkeit sind auch im November möglich.

Ich habe mir jedoch schon im November die Frage gestellt, wie mir eine etwas weniger stressige Adventszeit und eine erfolgreiche Abwehr der oben genannten „Energiefresser“ gelingen kann. Hier sind meine Ideen:

  1. Termine organisieren: Es gibt Termine, die schon länger feststehen. Bei uns gehört der Adventsbasar in der Schule und das Weihnachtstheater im Kindergarten dazu. Wenn ich dann Anfang November in den Kalender schaue, denke ich: „Prima, sieht doch gar nicht so wild aus im Dezember.“ Dazu kommen aber weitere Termine, die zwar absehbar sind, aber noch kein konkretes Datum haben, bspw. Weihnachtsfeiern oder Bastelnachmittage. Ich plane sie in Form von Platzhaltern ein. So weiß ich zwar nicht genau, an welchem Datum sie konkret sein werden, aber ich kann absehen, dass diverse Termine irgendwann kommen werden. Desweiteren hat mich die Erfahrung der Vergangenheit gelehrt, dass immer noch Unvorhergesehenes dazu kommt, das nicht planbar ist. Manchmal sind es so subtile Dinge wie eine Erkältung, manchmal aber auch vorweihnachtliche Katastrophen bei der Arbeit. Zumindest eine größere Überraschung dieser Art werde ich einfach im Hinterkopf halten, damit sie mich, falls sie eintrifft, nicht vollständig aus dem Konzept bringt. Und sollten dann noch freie Kapazitäten vorhanden sein, können sie für Einladungen oder Besuche genutzt werden.
  2. Erwartungen herunterschrauben: Wie ich in diesem Artikel zu meiner Einstellung zum Urlaub schon einmal beschrieben habe, versuche ich auch für die Adventszeit keinen Perfektionismus mehr an den Tag zu legen. Es müssen nicht fünf verschiedene Plätzchensorten auf einmal sein und jeweils vier Bleche davon. Ein einfaches Plätzchenrezept, zwei Bleche, eine Handvoll bunte Streusel und die Kinder sind zufrieden. Das Lebkuchenhaus kann auch aus fertig gekauften Lebkuchenplatten dekoriert werden. Ist eigentlich nicht in meinem Sinne – kann aber durchaus Zeit sparen. Und wenn wir alle zusammen sitzen, mit den Kindern ein weihnachtliches Buch lesen, dann spielt es eigentlich keine Rolle, ob es draußen regnet oder schneit oder woher die Plätzchen kommen. Dann ist es einfach gemütlich.
  3. Geschenke: Ja, das leidige Thema. Wir haben eine relativ große Familie und jeder möchte doch gerade zu Weihnachten den Kindern eine Freude machen. Noch sind sie zu klein, um einen Ausflug oder ein besonderes Erlebnis als Geschenk anzusehen. Gleichzeitig haben sie auch allerlei Wünsche und leben doch schon im Überfluss. Deshalb versuchen wir, um Verständnis zu werben, dass es den Kindern einfach nicht gut tut, wenn sie immer mehr und mehr bekommen. Mir fällt es nicht leicht, das muss ich ehrlich gestehen. Denn manchmal ist das Schenken nicht nur eine Freude für den Beschenkten, sondern vielmehr eine Freude für den Schenkenden, der sich Gedanken macht, etwas aussucht, nett verpackt und sich auf die Freude des Beschenkten freut. Trotzdem darf es nicht Überhand nehmen. Und was mich selbst betrifft, so gibt es eigentlich nur sehr wenige, ausgewählte Dinge, die ich wirklich brauche. Für mich ist es wirklich kein leichtes Thema und unsere Familie befindet sich noch ziemlich am Anfang des Prozesses.
  4. Besinnlichkeit: Es ist ein altmodisches Wort, aber es gefällt mir. Egal, ob man das Weihnachtsfest als christliches Fest feiert oder nicht, die Zeit vor Weihnachten bewusst zu erleben, tut gut, meine ich. Ich kann und muss dieses Jahr nicht alle Probleme lösen, die mich im Advent des letzten Jahres gestört haben. Ich kann aber an jedem Tag in den Blick nehmen, was mir wichtig ist. Was ich schön finde. Was für mich Advent bedeutet. Einen Gang zurück schalten. Die ruhigen Augenblicke mit meinen Liebsten genießen. Solche Ratschläge wie „Nimm dir jeden Tag zehn Minuten Zeit dafür.“ funktionieren bei mir, ehrliche gesagt nicht. Es gibt diverse Tage, an denen ich daran nicht denke, nicht mal zehn Minuten Zeit habe oder einfach zu müde bin dafür. Aber wenn ich erstmal versuche, „nur“ die bereits vorhandenen, besinnlichen Momente bewusst wahrzunehmen und zu genießen, dann kann das schon vieles verändern.
  5. Gesundheit: Die Ärztin der Kinder hatte auf meine Frage, wie sie sich denn die alljährlichen Bazillen vom Hals hält, einen ganz einfachen Rat: Neben einer Gewöhnung an die immer wiederkehrenden Krankheitserreger seien Optimismus und wenig Stress hilfreich.  Ich war, ehrlich gesagt, erstaunt über ihre einfache Antwort. Ausreichend Bewegung und frische Luft, gesunde Ernährung, genug trinken (wichtig!) und auch eine Grippeschutzimpfung stehen bei mir ebenfalls auf der Liste, um die diversen fiesen Keime aus Kindergarten, Schule oder sonstwo abzuwehren. Und vielleicht lässt es ja die eine oder andere Krankheitswelle an uns vorüber ziehen.
Gemütlichkeit vor dem Advent

Der November hält in diesem Jahr noch ein paar Tage für uns bereit. Lasst uns ihm eine Chance geben, nicht nur ein vorgezogener Advent zu sein, sondern ein Monat, der ohne den vorweihnachtlichen Stress auskommt und gerade deswegen eine besondere Zeit sein kann.

Und mit Hilfe meiner guten Vorsätze bin auch ich am 1. Dezember bereit für einen hoffentlich genussvollen Advent. Wie gesagt, ich bin ja nicht der Grinch!

Ich wünsche euch weiterhin einen schönen November,
Pippa