Wenn in unserem Freundeskreis ein neuer Erdenbürger zur Welt kommt, stellt sich mir jedes Mal die Frage: Was schenken wir zur Geburt? Ehrlich gesagt, fällt es selbst mir als dreifache Mama schwer, ein passendes Geschenk zu finden. Etwas Schönes soll es sein, individuell und auch noch nützlich. Am liebsten etwas, das gern und oft Verwendung findet. Aber jede Familie ist unterschiedlich. Für das erste Kind braucht eine Familie meistens noch fast alles. Bei der Geburt unseres dritten Sohnes war alles bereits vorhanden, bis auf wenige Ausfälle durch Verschleiß. Und das ändert sich auch mit der Zeit nicht, bis der Kleine irgendwann mal zu recht klagen wird, dass er nicht immer die Kleidung der großen Brüder auftragen will. Aber das ist ein anderes Thema.
Jede Familie ist anders, jede benötigt andere Dinge, hat schon etwas geliehen oder bekommt unterschiedliche Geschenke zur Geburt. Und doch möchte ich ein kleines Geschenk machen, das irgendwie gut gebraucht wird. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich die selbst genähten Geschenke für unsere Kinder besonders geschätzt habe. Sie sind mit viel Liebe hergestellt und ganz individuell. So außerordentlich viel Näherfahrung habe ich nun nicht und auch nicht so viel Zeit, um mich an komplizierte Nähprojekte zu wagen. Trotzdem habe ich auch für meine Kinder schon das eine oder andere Nützliche zustande gebracht. Vor zwei Jahren bekamen wir ein ganz zauberhaftes (nicht selbst genähtes) Lätzchen geschenkt. Und bei näherer Betrachtung dachte ich mir, dass es gar nicht so schwer sein kann, das selbst zu nähen.
Das Lätzchen ist relativ unkompliziert zu nähen und kann individuell gestaltet werden. Hier habe ich die Variante mit dem Segelboot gewählt.
Was ihr dazu braucht:
23 x 27 cm Frotteestoff
180 cm Schrägband
Stoffreste für das Motiv
Reste von Vlieseline zum Applizieren
23 cm x 27 cm Stickvlies zur Verstärkung
Zunächst beginnt man mit dem Zuschneiden des Frotteestoffs. Dazu habe ich das vorhandene Lätzchen als Vorlage genommen. Es hat etwa die Maße 23 cm x 27 cm. Ich bin da nicht so genau. Es ist schließlich kein Jäckchen, das exakt passen muss. Dann wird an der oberen schmalen Seite ein kleiner Bogen als Halsausschnitt herausgeschnitten. Auch da kommt es nicht auf die Genauigkeit an, der Bogen sollte nur etwa gleich weit von den Ecken entfernt (etwa 6 cm) und einigermaßen symmetrisch sein. Die Ecken selbst kann man so lassen, mir persönlich gefallen abgerundete Ecken oder ein komplett rundes Lätzchen optisch besser, aber das ist Geschmackssache. Dann kommt der eigentlich kniffeligste Teil, nämlich das Schrägband Annähen.
Das Schrägband selbst habe ich nach dieser Anleitung von chez nu hergestellt. Die Anleitung ist für einigermaßen geübte Näher(innen) ganz einfach nachzumachen und hat den großen Vorteil, dass man jeden beliebigen Stoff als Schrägband verwenden kann. Außerdem kann man auch bei spontanen „Nähanfällen“ auf Schrägband zugreifen. Gekauftes Schrägband funktioniert selbstverständlich genauso gut. Das Schrägband anzunähen erfordert in meinen Augen etwas Übung und bedarf auch bei mir immer mal wieder kleinerer Korrekturen. Aber mit jedem neuen Stück wird das Ergebnis besser, auch hier gilt: Übung macht den Meister. Chez nu haben dazu ebenfalls eine Anleitung, schaut mal hier vorbei.
Ich verlinke euch die Tipps dazu, weil sie mir wirklich geholfen haben und ich es definitv nicht besser erklären könnte.
Auf diese Weise wird das Schrägband passend einmal um das Lätzchen festgenäht, nur der Halsausschnitt wird ausgespart. An beiden Enden vor dem Halsausschnitt das Schrägband bündig abschneiden. Dann etwa 80 cm Schrägband abschneiden, in der Mitte falten und zur Markierung der Mitte eine Nadel stecken. Das Lätzchen ebenfalls auf die Hälfte falten und in der Mitte des Halsausschnitts ebenfalls eine Nadel stecken. Dann die Mitte des Schrägbandes auf die Mitte des Halsausschnitts feststecken. Das Schrägband mit ein paar Nadeln oder Klemmen am Halsausschnitt feststecken. Dann zu Beginn des Halsausschnitts eine Kante des Schrägbandes festnähen, so wie im vorherigen Teil das Schrägband angenäht wurde. Dann an einem Ende das Schrägband beginnen zusammen zu nähen, über den Halsausschnitt hinweg und bis zum Ende des Bindebändchens. Nicht vergessen, die Kanten am Anfang und Ende vor dem Zusammennähen einzuklappen, damit das Band nicht ausfranst. Alternativ kann es an beiden Enden einfach geknotet werden, funktioniert ebenfalls.
Damit ist der schwierige Teil geschafft. Jetzt kommt gewissermaßen die Kür, nämlich das Motiv auf dem Lätzchen. Das zu habe ich zunächst Stickvlies auf die komplette Rückseite aufgebügelt, um den Stoff zu verstärken. Das erleichtert das Applizieren. Für das Segelboot habe ich einfach ein Dreieck als Segel und einen Schiffsrumpf ausgeschnitten. Die kleine Flagge ist ebenfalls ein kleines Stückchen aus einem Karostoff. Der Stoff wird dazu zunächst auf die raue Seite der Vliseseline aufgebügelt und passend zugeschnitten. Dann wird das Motiv auf das Lätzchen platziert und aufgebügelt. Anschließend habe ich das Segel und den Schiffsrumpf mit einem schmalen Zickzackstich und einer Stichlänge von 0,4-0,5 appliziert. Den Mast habe ich mit dem gleichen Stich neben dem Segel und zusätzlich eine Schrägnäht heruntergenäht. (Wie heißt das bei einem Segelboot? Ich bin da leider nicht so bewandert…)
Bei diesem Lätzchen habe ich außerdem noch einen Namen hinzugefügt, indem ich die Buchstaben auf die gleiche Weise appliziert habe. Das eignet sich bei kurzen Namen besser auf so einem kleinen Lätzchen als beispielsweise bei „Konrad-Alexander“ oder „Katharina-Elisabeth“. Selbstverständlich kann man auch andere Motive applizieren, z.B. eine Blume oder Sonne, einen Fußball oder Motive, die man aus einem gemusterten Stoff ausschneidet. Autos hätten sich bei unseren Jungs auch angeboten.
Zum Thema Upcycling: Diese Lätzchen kann man auch wunderbar aus schönen, nicht mehr benötigten Handtüchern herstellen. Meinen Jungs war und ist es im Zweifelsfall ohnehin egal, worauf sie kleckern….
Falls ihr diese Anleitung ausprobiert, wünsche ich euch gutes Gelingen. Schickt mir doch gern mal ein Foto eures Ergebnisses oder verlinkt mich auf Instagram (@natuerlichpippa), würde mich sehr freuen. Und wenn ihr ein ausführlicheres Tutorial dazu wünscht, dann lasst es mich ebenfalls wissen.
Allen, die Lust haben, ein solches Lätzchen zu nähen, wünsche ich gutes Gelingen. Und den Beschenkten wünsche ich viel Freude damit. Übrigens, was meine verschenkten Lätzchen angeht, so stelle ich mir vor, dass sie irgendwann voller Flecken und zugematscht sind – dann hat das Geschenk wirklich seinen Zweck erfüllt.
Pippa